Der Titel dieses Posts ist doppeldeutig. Man kann ihn auf zweierlei Art verstehen und interpretieren. Einmal als Synonym für “miteinander lernen” als Lernen in der Gruppe, im Team, in der Klasse – ganz einfach gemeinsam mit anderen Menschen. Andererseits bedeutet “ein Miteinander lernen” aber auch, dass es wichtig ist zu lernen ein wertschätzendes Miteinander, als positiven Umgang mit Anderen gezielt umzusetzen und einzuüben. Beide Erklärungsmodelle sind legitim und sollten gezielt gelernt und verwirklicht werden.
Kurzbeschreibung von
Was mehr wird, wenn wir teilen:
Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter
In:
http://www.amazon.de/mehr-wird-wenn-teilen-gesellschaftlichen/dp/3865812511/ref=pd_sxp_f_i
Erscheinungstermin: 7. April 2011
Was haben Wasser und Wissen, die Atmosphäre und der öffentliche Raum gemeinsam? Sie gehören zu den für selbstverständlich gehaltenen Voraussetzungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Doch so wichtig diese sogenannten Gemeingüter für unser aller Wohlergehen sind, so gering wird ihr Wert geschätzt: Sie werden privatisiert oder zerstört und gehen der Gesellschaft immer mehr verloren. Elinor Ostrom, Trägerin des Wirtschaftsnobelpreises und eine der bedeutendsten Gemeingüter-Forscherinnen, geht dieser Entwicklung am Beispiel der Wälder, der Meere und der Atmosphäre auf den Grund. Dabei begnügt sie sich nicht mit einer Problembeschreibung. Auf Basis jahrzehntelanger Forschung zeigt sie vielmehr auf, wie es gelingen kann, mit gemeinsam genutzten Dingen so umzugehen, dass alle Menschen ihre Bedürfnisse langfristig befriedigen können. Dazu gilt es vor allem, Kreativität zu wecken und Kommunikation zu fördern. Wenn man die Menschen an der Lösung der Probleme beteiligt, die ihr unmittel bares Leben betreffen, wird beides gelingen.
Fehr & Rockenbach (2008) untersuchten Kinder zwischen drei und acht Jahren in einer Reihe spielerischer Experimente, bei dem als Spieleinsatz Süßigkeiten verwendet wurden. Es ging darum zu entscheiden ob man eine festgelegte Menge von Süßigkeiten mit einem anderen teilen wollte. Während sich Drei- bis Vierjährige fast ausnahmslos egoistisch verhielten, teilten rund ein Fünftel der Fünf- bis Sechsjährigen ihren süßen Besitz mit anderen. Erst mit sieben, bzw. acht Jahren, teilte fast die Hälfte der Kinder gerecht. Im Verlaufe der Jahre und des Spiels lernten die Kinder an andere zu denken und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu entwickeln(vgl. http://www.nature.com/nature/journal/v454/n7208/full/nature07155.html, 13. 7. 2011).
Bei der Frage nach spielerischen Zugängen zu Moral und sozialer Kompetenz drängt sich das aus der Spieltheorie bekannte „Gefangenendilemma“ auf. Es handelt sich hier um ein Spiel mit zwei Spielern. Diese haben die Möglichkeit zusammenzuarbeiten, um zu gleichen Teilen zu profitieren oder auch nicht. Sie können einander aber auch verraten, mit der Chance letztendlich der alleinige Sieger zu sein (zwei Akteure, je zwei Handlungsalternativen, symmetrische Auszahlungsmöglichkeiten, keine Möglichkeit der Absprache, wechselseitige Interdependenzen). Das Dilemma der Teilnehmer beruht besonders auf der Unkenntnis der Vorgehensweise des anderen Spielteilnehmers. Die optimale Strategie für beide wäre, einander zu vertrauen und miteinander zu kooperieren. Einen ähnlichen Zugang finden „Allmende – Klemme – Spiele“. Sie sind ein sozialwissenschaftliches Modell, das auch als „Tragedy of the Commons“ (Tragödie des Allgemeinguts, Allmendeklemme oder Allmendeproblematik) bezeichnet wird. Es geht darum ein Allgemeingut (zur Verfügung stehende Ressourcen) unter den Mitspielern so aufzuteilen, dass letztendlich alle (nicht nur einzelne) davon profitieren. Auch hier werden Güter (z.B. Spielsteine) geheim in einen allen zur Verfügung stehenden Ressourcentopf gelegt, wobei die gesammelten Steine nach jeder Spielrunde vom Spielleiter verdoppelt und zu gleichen Teilen wieder aufgeteilt werden. Man gewinnt also durch die Bereitschaft das eigene Hab und Gut der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, frei nach dem Motto: Nur wer teilt, gewinnt. Die durch das Spiel transportierte Botschaft verdichtet sich final zur Aussage: „Erst wenn ich (immer) alles (her)gebe, kann ich (immer) alles gewinnen.“ In der Sozialpsychologie werden Dilemmata in Form von experimentellen Nichtnullsummenspielen (Allmende-Klemme-Spiele) seit Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Untersuchung von optimalen Kooperationsstrategien verwendet. Als Fazit kann man sagen, dass die Chancen, junge Menschen spielerisch zu sozialer Kompetenz und moralischer Urteilsfähigkeit zu führen, durchaus realistisch sind.