“Erinnere dich, dass du ein Schauspieler in einem Drama bist; deine Rolle verdankst du dem Schauspieldirektor. Spiele sie, ob sie nun kurz oder lang ist. Wenn er verlangt, dass du einen Bettler darstellst, so spiele auch diesen angemessen; ein Gleiches gilt für einen Krüppel, einen Herrscher oder einen Durchschnittsmenschen. Denn das allein ist deine Aufgabe: Die dir zugeteilte Rolle gut zu spielen; sie auszuwählen, ist Sache eines anderen.”
(Epiktet, Handbüchlein der Moral)
In der Schulpädagogik, der Verhaltenstherapie und der Pädagogischen Psychologie hat sich das Rollenspiel als unverzichtbare Methode der professionellen Arbeit etabliert. Bestimmte Trainings sind ohne Rollenspielübungen undenkbar. Theoretische Grundlage des Rollenspiels ist der soziologische Begriff der sozialen Rolle.
Wie andere Spielformen, wird das Rollenspiel von Kindern vom frühesten Lebensalter an praktiziert. Es bleibt ein ständiger Begleiter durch die gesamte Kindheit. Das Kind spielt mit Eltern, Geschwistern, Gleichaltrigen und Mitschülern, aber auch mit Gegenständen. Das Rollenspiel hilft dem Kind, sich die (soziale) Realität anzueignen (vgl. J. Bilstein, M. Winzen, Ch. Wulf (Hrsg.): Anthropologie und Pädagogik des Spiels. Weinheim 2005).
Im Unterricht kann das Rollenspiel als Möglichkeit genutzt werden, die Vorgänge und Hintergründe sozialer Situationen aufzuzeigen, zu analysieren und zu bewerten. Das Spielen und rollenspielerische Darstellen von Konfliktsituationen im privaten und öffentlichen Erziehungsbereich erfreut sich (in der Regel) großer Beliebtheit. Mit einfachen Möglichkeiten wird Schülern auf diese Art eine Anschauung geboten, die sonst nur mit großem Aufwand möglich wäre. Die pädagogische Literatur zum Rollenspiel gibt viele Anregungen in dieser Richtung. Das Rollenspiel ist, trotz aller Bedenken im Hinblick auf Erkenntnisvarianten, eine vorzügliche Methode der spielerischen Reflexion und Realisation lebensnaher Umstände und Problemstellungen.
Auch in der Didaktik bietet das Rollenspiel die Möglichkeit der Imitation eines sozialen Miteinanders im Schul – und Privatbereich (Konflikte unter MitschülerInnen, Einübung von Klassenaufgaben usw.). In diesem Bereich des Sozialen Lernens sind rollenspielerische Inszenierungen sehr wertvoll.